EDITH STEYER
..POSTERITY QUINTET

...on the right track...

Edith Steyer (saxes, cl), Rainer Lewalter (b), Jürgen Hahn (tp, fl-h), Peter Wegele (p), Hubert Malik (dr), special guest: Martin Spiegelberg (g) on track 3 and 5

Recorded and mixed April 10 & 11, 1999
at Fluxx Studio Munich.
Recording engineer: Lori Lorenzen

POSTERITY" - das klingt wie der Titel einer Bepop-Nummer aus den 40ern, und völlig unbeabsichtigt ist der Name natürlich nicht. Aber das Wort bedeutet "Nachwelt", und charakterisiert damit die Situation der jungen Jazzmusiker am Anfang des neuen Jahr- tausends. Ist in den letzten hundert Jahren nicht schon alles gesagt worden? Die deutsche Sprache ist geneigt, alles, was sich an bekannte Vorbilder anlehnt, als "Imitation" abzutun, sie kennt nicht das "emulating" des Amerikanischen (= "imitate and make better"), aber zum Glück hat sich der Jazz nie sehr vom Duden einschränken lassen.

Edith Steyer, die junge Saxofonistin, Klarinettistin und Komponistin aus München, weiß umzugehen mit dem riesigen Erbe, das die Meister ihrer Instrumente hinterlassen haben. Unbekümmert davon, ob irgendjemand Sidney Bechet für altmodisch hält oder von

Wardell Gray gerade eben den Namen kennt, dient ihr das Wissen um das Können der "Alten Meister" vor allem dazu, ihre eigenen musikalischen Aussagen zu formulieren. Ihr prägnanter, nuancierter Sound, den sie mit einem locker federnden Swing und einem ausdrucksstarken, blues-gefärbten Feeling verbindet, zeigen deutlich, daß sie bei allem Background nichts weniger als eine Epigonin ist, sondern ganz im Gegenteil eine eigenständige Solistin.

"POSTERITY" ist ein Quintett in der mittlerweile klassischen Besetzung: Zwei Hörner und Rhythmusgruppe. Da die Band praktisch ausschließlich Eigenkompositionen (aus der Feder von Edith Steyer und Rainer Lewalter) spielt, schien es den Musikern angemessen, alles auf das Wesentiche zu reduzieren und auf allen oberflächlichen Firlefanz zu ver-zichten.

Daher gibt es auf der ersten CD des Quintetts kein selbstverliebtes Gedudel und kein Zeitgeist-Geschwätz. Stattdessen tun die Fünf das, was Jazzmusiker immer am liebsten getan haben: Sie erzählen kleine Geschichten - und wenn der Hörer die eine oder andere Story schon kennen sollte - so wird sie ihm doch auf eine neue, frische und ganz persönliche Art und Weise dargeboten, mit Witz, Charme und Tiefgang.